Stoerche P 4Liebe ist voll gelebtes leben, in all seinen Aspekten. Wenn wir das Wort „Liebe“ verwenden, meinen wir die reife, erwachsene Liebe. So wie Wilfried Nelles sie in seinem Buch: „Männer, Frauen und die Liebe“ so klar beschrieben hat. Er nennt darin „4 Stufen der Liebe“, und die 4. Stufe beschreibt die Liebe, die wir meinen:

„Die Liebe des Herzens ist keine Beziehung, sie ist ein Zustand, eine Haltung. Liebe ist nichts anderes, als ein offenes Herz, eines ohne jede Bedingung. Liebe entsteht aus dem Lieben. Die Erfahrung geliebt zu werden folgt dem Lieben wie ein Schatten. Alles worauf es ankommt ist die Frage: Liebe ich genug?

Die Frage, ob ich genug geliebt werde, löst sich auf, wenn ich meine Aufmerksamkeit neu ausrichte. Ich erkenne dann, dass ich von Liebe getragen und  vom Leben geliebt bin. Wenn ich diese Haltung verinnerliche, bin ich im Zustand der universellen Liebe, weil ich Liebe ausstrahle.

Das "In-der-Liebe-Sein" beinhaltet natürlich auch, dass man sich selbst annimmt und liebt, wie man ist. Das gilt besonders an unseren verletzten Stellen oder Traumata, wo wir aus der Verletzung heraus Liebe abwehren und so anderen und uns selbst weh tun. Da braucht es zuerst unsere eigene Liebe. Danach beinhaltet es auch, dass man die anderen leibt, wie sie sind. Dies ist die natürliche Folge davon, dass man in seinem Herzen einkehrt.

Sich lieben heißt also auch, seine Sexualität lieben, seine Männlichkeit oder seine Weiblichkeit lieben. "Dann können wir unsere Sexualität aber nicht mehr bestimmen, wie und mit wem sie zu sein hat, wir müssen ihr vielmehr ihre Eigenständigkeit lassen."  Aber müssen ist hier nicht mehr das richtige Wort – wir werden es gern tun, auch wenn uns dies Unannehmlichkeiten bescheren mag. Wir werden lernen, ihr zu vertrauen, indem wir uns ihr und der Liebe anvertrauen (Nelles).

"Liebe ist unsere grundlegende, eigentliche, in der Regel verschüttete Natur. Wenn ich mich entdecke, entdecke ich die Liebe. Wenn wir mit den Gefühlen tiefer gehen, werden wir direkt zur Liebe geführt. Kerngefühle sind eigentlich keine Gefühle mehr; sie sind eher Eigenschaften der Liebe. Liebe ist Freude, Liebe ist Weite, Liebe ist nichts.
Wenn uns die Liebe begegnet, merken wir rasch, dass wir sie nie wirklich kennen, dass wir uns lediglich für sie öffnen, sie aber nie besitzen können. Sie gehört nicht uns, wir gehören eher ihr. Wir haben Anteil an ihr, können in ihr aufgehen, aber wir sind ausgeliefert an sie oder positiver ausgedrückt: aufgehoben in ihr; sie ist die Kraft, die das Ganze lenkt, nicht wir. Manchmal ist sie da und dann ist sie wieder weg, vor allem wenn wir sie festhalten, einzäunen wollen; und wir merken immer wieder, dass wir nichts dazu tun können damit sie wiederkommt. Wir können uns öffnen für sie, bereithalten für sie, aber dass sie kommt, liegt in ihrer Macht, nicht in der unseren. Sie lädt uns ein, nicht wir sie." 
(Samuel Widmer)

Liebe hat eine einzigartige Qualität:

Oriente"sie wächst, je mehr man liebt. Das Lieben selbst ist der Fluss, das Lieben selbst ist die Nahrung. Nur das Lieben erfüllt uns und macht satt, nicht das Geliebt-Werden. Liebe ist nichts Persönliches. Sie ist eine Kraft, die jenseits von uns existiert, eine universale Kraft, etwas ganz Eigenes, von dem der Einzelne ergriffen werden kann. Sie existiert unabhängig davon, ob wir sie wahrnehmen oder nicht. Sie ist nicht machbar, nicht erstrebbar, nicht steuerbar – sie ist einfach. Sie entsteht nicht aus dem Nichts. Sie war immer schon da, in uns und um uns herum. Sie wird nur wieder geweckt." (Nelles)

Seinem Herzen zu folgen kann aber sehr wehtun. Wenn das Herz sich weitet, schmerzt es. Denn darin ist immer der Abschied von Gewohntem enthalten, vor allem auch der Abschied von der in der Verletzung gespeicherten Sehnsucht des kleinen Kindes. Wenn unser Herz bricht, bricht vielleicht nur der allzu enge Schutzpanzer da herum. Das ist auch ein Schmerz, aber ein Wachstumsschmerz.

Überall, wo Liebe ist, ist sie Liebe zur Erde.
Erwachsene Liebe gehört dem Leben, nicht einer Partnerschaft. Weil wir uns aber so sehr danach sehnen, suchen wir sie in einer Partnerschaft. Nur, da finden wir sie nicht. Wir müssen sie zuallererst in uns selber finden.

Treue in diesem Sinn heißt hier: „Ich will wissen, wer du wirklich bist!“ und beinhaltet die Entscheidung: „Ich gehe nicht mehr weg“. Gleichzeitig muss ich dem folgen können und dürfen, was ich wirklich liebe.

 

Ecker: Lerne zu lieben - Artikel in Sein.de - 2017
17_Lerne-zu-lieben_Sein.pdf

Wilfried Nelles: Männer, Frauen und die Liebe

Die Vier Stufen der Liebe, ein Auszug aus Nelles großartigem Buch.
Embryonale Liebe, Kinder Liebe, Jugendliche Liebe und Erwachsene Liebe.

pdfNelles_4-Stufen-der-Liebe.pdf (143K)